Flussschwimmen, Mario Kart und KI in der Berufsschule: So bunt war das vierte TYPO3 Barcamp Schweiz

Bildercollage eines Barcamps, Personen an Vorträgen, beim Flussschwimmen, beim Netzwerken.

Zum zweiten Mal nach der Corona-Pause fand letztes Wochenende das Schweizer TYPO3 Barcamp statt. Nach Camps in Rotkreuz ('18), Bern ('19) und Nottwil ('22) ging es diesmal nach Brugg im Kanton Aargau. Für mich war es die erste Teilnahme an einem Barcamp. Falls du dir darunter nichts vorstellen kannst, zwei Sachen für dich: Erstens, melde dich irgendwo an einem Barcamp an, das dich interessiert. Ich verspreche dir, es lohnt sich! Zweitens, lies diesen Artikel. Dann weisst du nachher ungefähr, was dich erwartet, und kannst dir im Voraus überlegen, wie du dich in zwei Sätzen vorstellen willst (und bist nicht spönti irgendwas am zusammenwursteln wie ich 😉).

Ein was Camp? Ein Barcamp!

Ein Barcamp ist eine Konferenz. Und irgendwie auch nicht. Jedenfalls trifft sich eine bunt durchmischte Gruppe von Personen in einem Konferenzzentrum oder einer ähnlich passenden Location. Wir trafen uns im Technopark Aargau, einem Hub für Startups, Coworking und innovative KMU. Der Technopark Aargau fördert innovative Unternehmen im Technologie- und Forschungsbereich am Anfang ihrer Tätigkeit; entsprechend waren wir von spannenden Ideen und Produkten umgeben. In dieser inspirierenden Atmosphäre fand unser Barcamp ein ideales Setting, und der sehr gastfreundliche Empfang und die grossen, gut ausgestatteten Räumlichkeiten ergänzten dies perfekt.

In der Regel sind die Themen eines Barcamps irgendwo im geschäftlichen Kontext angesiedelt, bei uns ging es um TYPO3, das Open Source Content Management System deines Vertrauens 🥳. Entsprechend waren hauptsächlich Entwicklerinnen, UX-Designer, Projektleiterinnen, Integratoren, Geschäftsleiterinnen von Webagenturen und weitere TYPO3-Enthusiasten vertreten. Es gibt Namensschilder an Schlüsselbändern, Werbegeschenke («Goodies»), Kaffee und Gipfeli an Stehtischen als Warm-Up, das übliche Konferenz-Programm halt.

Sessionplanung

Der grösste Unterschied wird dann spätestens nach der Begrüssung klar: Statt dass die (Un)Konferenz einem fix vorgegebenen Programm mit eingeladenen Expertinnen und Experten als Speaker folgt, gib es eine sogenannte Sessionplanung. Kick-Off zur Sessionplanung ist eine gemeinsame grosse Vorstellungsrunde, bei der sich jede:r kurz mit Name, Firma und Interessensgebieten vorstellt. Gäbig, wenn man sich hier etwas passendes zurechtgelegt hat 😉. Danach bringen die Teilnehmer:innen nacheinander gewünschte oder vorbereitete Themen ein, die bei genug Interesse in die Tagesplanung aufgenommen werden. Nach ein wenig Raum- und Zeitfenster-Tetris steht dann die Planung für die beiden Camp-Tage fest, wobei am Morgen des zweiten Tages jeweils noch einmal kurz diskutiert wird, ob Anpassungen nötig sind.

Speziell ist dabei sicher die Atmosphäre. Einerseits kann wirklich jede und jeder eine Session halten oder wünschen, die Hemmschwelle ist recht tief, weil eine Session auch einfach eine lockere Diskussionsrunde sein kann. Einige haben Sessionvorschläge mit fixfertig vorbereiteten Präsentationen mit dabei, andere haben nur eine lose Idee im Kopf. Beides ist willkommen und beides hat Platz. Ob jemand eine Session dann wirklich halten kann, hängt davon ab, ob sich genug Interessentinnen und Interessenten für das Thema finden. Wer nicht gerne vor anderen Personen spricht, kann die Sessionvorschläge auch vom eigenen Sitzplatz aus einbringen. Gerne in Shorts und barfuss, wenn du dich so wohler fühlst.

Sessiondurchführung

Dieser lockere Rahmen ist Programm; auch während der Sessions ist das viel mehr fachliche Diskussion unter Interessierten als Präsentation oder Vortrag von einer Person. Wobei auch das Platz hat und sehr lehrreich sein kann. Ich habe sorgfältig vorbereitete, mehr oder weniger von einer Person vorgetragene Sessions gehört, die ich spannend und anregend fand. Und dann aber auch eine oder zwei, wo ich die Öffnung zur Diskussion vermisst habe und lieber noch stärker auf die Perspektiven der anderen Zuhörer:innen eingegangen wäre. Aber das lässt sich kaum vermeiden, wenn man am Prinzip «jede und jeder darf beitragen, in welcher Form auch immer» festhalten will. Bei den Redner:innen, die das Prinzip eher überstrapazieren, müsste ich mich das nächste Mal vielleicht früher vote-with-your-feet-mässig wieder verabschieden und eine passendere Session suchen.

Sowieso fand ich es super erfrischend, dass es auch Platz hatte, während einer Session kurz aufzustehen, sich die Beine zu vertreten, Wasser zu holen oder auch ganz einfach rauszugehen, weil man gemerkt hat, das Thema oder Form der Session nicht dem entsprechen, was man erwartet hat. In einem entspannten und ungezwungenen Rahmen denkt es sich definitiv viel besser und leichter! Quasi alle Vorteile des professionellen Austauschs einer Konferenz, minus Bluse und Lackschuhe, plus Flipflops und kurze Hosen 😎.

Netzwerken und Entspannen: Der Social Event

Neben den Sessions mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten und Flughöhen spielt immer auch das Rahmenprogramm eine grosse Rolle. Ziel eines Barcamps ist neben der inhaltlichen Diskussion ganz stark die Vernetzung von Gleichgesinnten. Deshalb wird grosser Wert auf Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen gelegt. Gerade für einen Branchen-Neuling wie ich ist das Gold wert! Ich konnte in den Tagen darauf mein LinkedIn-Netzwerk dank zahlreicher neuer Kontakte merklich in eine neue Richtung steuern 💪🏻. Zwischen den Sessions ist immer eine grosszügige Pause eingeplant, in der allfällige Diskussionen zu Ende geführt, neue Kontakte geknüpft oder einfach der Kopf gelüftet werden kann. Das gemeinsame Mittagessen schafft weitere Austauschmöglichkeiten, und am Freitagabend folgte dann der «Social Event», ein bewusst locker gehaltener Abend zum gemeinsamen Entspannen, Kennenlernen und Erleben.

Mein persönliches Highlight des Rahmenprogramms war ganz klar das Flussschwimmen 🙌🏻. Statt wie die anderen Teilnehmenden mit Zug oder Auto zur Znacht-Location zu gehen, nahmen wir einfach den Fluss. Beziehungsweise zwei, den ersten Teil des Weges trug uns die Aare, danach kurz übers Feld getigert und noch für ein paar Meter in die Limmat gehüpft und wir waren am Zielort angekommen. Etwas kalt wars, aber ich stand keine Minute schlotternd da, schon hatten ein zweites Badetuch und ein zusätzlicher Pulli von anderen Campteilnehmern ihren Weg zu mir gefunden 😍. Danke nochmals den beiden Wohltätern, die Kollegialität und Lockerheit des Ganzen schlug auch hier voll durch 🫶🏻.

Austausch auf Augenhöhe und ein Wunsch fürs nächste Jahr

Speziell aufgefallen ist mir der Input von zwei Lernenden zum Gebrauch von KI in der Berufsschule. Es war sehr spannend, wie offen die zwei Jugendlichen davon berichteten, wie sie und ihre Kollegen KI im Schulalltag nutzen, wo sie Schwächen und Chancen sehen und wie sie die aktuelle Diskussion von Ver- und Geboten in Bezug auf KI im Bildungsbereich beurteilen. Auch hier toll, wie unterschiedliche Alter und Positionen vertreten waren, von den 17-, 18-jährigen Lernenden bis zu gestandenen Geschäftsleiterinnen 50+. Und trotzdem fand der Austausch, vielleicht unter anderem auch, weil Position und Firma auf dem Namensschild nicht vermerkt waren, sehr auf Augenhöhe statt.

Einen Wunsch fürs nächste Jahr habe ich: Von den ruhigen, zurückhaltenden Teilnehmenden hätte ich gerne noch mehr gehört! Teilweise waren es schon immer wieder dieselben üblichen Verdächtigen, die ihre Ansichten und Inhalte präsentierten. Vielleicht haben wir bis nächstes Jahr hier noch eine clevere Idee, wie wir alle Teilnehmer:innen aktiver einbinden können – aber auf eine Art, die niemanden stresst, sondern einfach motivierend und einladend Raum bietet, sodass auch das Barcamp 2024 eine bunte, runde Sache wird 😊 (18. – 20. April 2024, be there!). Wie genau wir das anstellen, weiss ich grad auch noch nicht – wenn du eine gute Idee hast, freue ich mich über eine Nachricht von dir 👀👂🏻.